Es ist die Geschichte der Logistik des Krieges und von Wertschöpfungsketten jenseits des Gebrauchs, die in den zwei Filmen von Hiwa Ks Videoinstallation The Bell Project erzählt wird. Dabei kehrt der in Berlin lebende Künstler zu seinen eigenen Wurzeln im Norden des Iraks zurück. Die Zweikanal-Videoinstallation stellt einerseits in einem 25-minütigen Film den kurdischen Unternehmer Nazhad vor, der im Nordosten des Iraks Altmetall einschmilzt, um es anschließend in normierten Einheiten in alle Himmelsrichtungen zu verkaufen. Sein Rohmaterial besteht aus Hinterlassenschaften des Krieges zwischen dem Iran und dem Irak (1980–1988) und der beiden Golfkriege (1991, 2003) und stammt zum großen Teil aus den USA, Deutschland, Italien, China, Japan und Russland. Andererseits ist in einem 35-minütigen Film die Herstellung einer Glocke in einer Werkstatt in Norditalien zu beobachten. Die Kamera begleitet mehrere Männer dabei, wie sie das Material aus der Schmelzerei Nazhads weiterverarbeiten. Hier dreht sich die Geschichte um. Über die Jahrhunderte hinweg wurden immer wieder Kirchenglocken eingeschmolzen und in Kanonen umgewandelt, wenn das Metall knapp und die Materialverluste groß waren. Hier zeigen sich die Dichotomien von Krieg und Frieden, heilig und profan und von Ost und West. Logistik steht dazwischen, ist weder A noch B. Sie macht den Export des Krieges möglich und muss sich den Vorwurf der Komplizenschaft gefallen lassen.
Hiwa K
The Bell Project
- Hiwa K, The Bell Project, 2007-2015Installationansicht © Foto Falk Wenzel
- Hiwa K, The Bell Project, 2007-2015Installationansicht © Foto Falk Wenzel
The Bell Project, 2007-2015
2-Kanal-Video-Installation, SD & HD Video, 35:25 min und 25:29 min