Von Kraftwerks Autobahn über Holly Herndons Platform bis hin zu M.I.A.s Borders, immer wieder beschäftigen sich Musikerinnen und Musiker mit Phänomenen der Logistik, angefangen bei der Infrastruktur bis hin zur Migration. Doch die uns allgegenwärtigen Waren-, Informations- und Menschenströme sind viel mehr als bloß der Gegenstand musikalischer Auseinandersetzung.
Sie machen Musikerinnen und Musiker zu personifizierten Logistikzentren, zu Steuerern, „Fracht“ und Spediteuren in einem. Insbesondere die unabhängigen unter ihnen sind schon lange nicht einfach nur Urheberinnen und Urheber von Musik, sondern übernehmen auch selbst die Distribution ihrer Produkte. Sie speisen sie direkt in die globalen Warenflüsse ein, verschicken ihre Tonträger persönlich per Post und stellen ihre Files eigenhändig in Onlinevertriebskanäle wie bandcamp, soundcloud oder spotify ein. Sie unterhalten eigene Infrastrukturen, sind in den Betrieb von Labels und Agenturen, Clubs und Konzert Venues, Festivals und Netzwerken involviert. In diesen Zusammenhängen agieren Musikerinnen und Musiker zugleich als Disponenten und werden selbst als „Stückgut“ verschickt. Sie fliegen für ein DJ-Set nach London oder fahren mit dem gemieteten Kleintransporter zum nächsten Gig, sind für ein paar Wochen auf Künstlerresidenz oder treffen mit den anderen Bandmitgliedern irgendwo für Proben zusammen. Denn als performative und ephemere Kunstform basiert Musik auf der Präsenz der Akteurinnen und Akteure zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort. Liveauftritte sind wesentlicher Bestandteil ihrer Existenz – ganz abgesehen davon, dass sie nach dem Einbruch des Tonträgermarktes zur primären Einkommensquelle geworden sind.