Andreas Spechtls (Frontmann der Band Ja, Panik) neues Album Thinking About Tomorrow, And How To Build It ist ein unglaubliches Werk. Es ist persönlich — der Auteur Andreas Spechtl erlaubt tiefe Einblicke in die Seele seines Ichs, das bekanntlich nach Arthur „Je est un autre“ Rimbaud das Ich eines anderen ist. Es ist geschichtsbewusst — der Musiker Andreas Spechtl knüpft emotional zitierend an die kosmische Musik von Can und die Klangskulpturen von Conrad Schnitzler an. Es ist schließlich modern und hybrid — der Beobachter Andreas Spechtl schichtet Klänge und Samples zu einem Stein- oder Klangbruch, der sich über jede kontinuierliche Bassdrum legen lässt und jedes DJ-Set auf diese Weise in ein neues Raum-Zeit-Kontinuum zu katapultieren imstande ist.
Denn wir hören: traditionelle persische Perkussions- und Saiteninstrumente, deren Klänge von Andreas Spechtl gesampelt, neu zusammengesetzt und mit zeitgenössischen Beats, Filtern und Effekten bearbeitet wurden. Entstanden sind auf diese Weise räumlich ebenso komplexe wie faszinierendverwirrende Klanggebäude, deren gleichmütiger Rhythmus gleichwohl vertraut erscheint und der Grund dafür ist, dass diese Musik so leicht an Narrationen aus der jüngeren elektronischen Musik anzuknüpfen weiß.
Komponiert hat Andreas Spechtl Thinking About Tomorrow, And How To Build It in der 12-Millionen-Metropole Teheran, Hauptstadt des Iran und nach gemeiner westlicher Lesart wahlweise „das Zentrum des Bösen“, „das Herz der Finsternis“ oder „das Reich der Angst“.
Max Dax