2018: Holen und Bringen

Deep Down Tidal

Von Glasfaserkabeln über ertrunkene Körper bis hin zu versunkenen Städten und vergessenen Geschichten beherbergt das Meer ein komplexes und schmerzhaftes Wissens- und Kommunikationsnetzwerk. Dieses Verständnis von Wasser als Ort diverser Traumata und damit als Verkörperungslogik kolonialer Technologien wird durch Rezaire im Laufe der Arbeit erweitert: Wasser kann auch über seine spirituellen Eigenschaften als Symbol von Reinheit und Mittel zur Heilung verstanden werden.

Avalon

Eine millionenschwere Firma in einem nicht näher spezifizierten asiatischen Land produziert Fetischartikel aus Leder für den Westen. Die Produktion der Firma bleibt in ihrem lokalen Kontext aufgrund ideologischer und religiöser Konflikte geheim. Die Produkte werden als „Made in USA“ gelabelt, den Näherinnen und Nähern wird unter anderem gesagt, sie stellten Leichensäcke für das amerikanische Militär her. Avalon kombiniert dokumentarisches Filmmaterial und Interviews aus der Fabrik mit inszenierten Szenen, produziert auf einem Filmset.

Return to Sender II

Das Filmprogramm Return to Sender definiert das Feld der Logistik als globale Bewegung, Zirkulation und Transit. Mit dem Fokus auf die jeweiligen Mittel und Voraussetzungen der Zirkulation als Notwendigkeit der Profitgenerierung und Machtausübung besteht die Grundannahme darin, dass Zirkulation keine generische, neutrale Dynamik, sondern Kräftespiel konkreter Akteurinnen und Akteure ist. Wer profitiert von den Lieferketten, die Arbeit, Güter, Infrastruktur miteinander zu (asymmetrischen) Abhängigkeiten verbinden? Wem ist welche Rolle in der Lieferkette zugeschrieben?

Weapon of Choice

Auf der ganzen Welt und in den verschiedensten legalen, illegalen oder popkulturellen Kontexten ist die Handfeuerwaffe Glock „die Waffe der Wahl“. Die Zirkulation wird befeuert durch den Mythos, der sie umgibt, aufgeladen durch die Bedeutungen, die ihr im jeweiligen Kontext zugesprochen werden. Der Dokumentarfilm geht der Frage nach, wie die Glock zum Statussymbol in einer Ökonomie der Gewalt werden konnte, wie die Firma von dieser Aufladung profitiert und wie weit die Gewalt von der österreichischen Produktionsstätte ferngehalten wird.

LEJ

Während einer offiziellen Führung durch den Flughafen Leipzig/Halle (DE) wird das dort bereitgestellte Narrativ durch Ebenen paralleler Aktivitäten und Orte erweitert und überlagert. Informationen über Abschiebungen, militärische Nutzung, Lärmbelästigung oder Proteste werden in Form von GPS-Markern, Text und Audio vermittelt. Neben der Visualisierung der Information, die eventuell teilweise bekannt, aber nicht hinreichend der dominanten Erzählung über die Aktivitäten des Flughafens gegenübersteht, entmystifiziert die Arbeit das scheinbar Exzeptionelle als Routine.

Delete Beach

In dem Anime-Film wird eine junge Frau in einer nicht näher bestimmten Zukunft Mitglied einer antikapitalistischen Widerstandsgruppe. Für die Organisation wird Erdöl zur Waffe, indem ihre Mitglieder sich durch Injektion und Inhalation von der Substanz körperlich abhängig machen. Die Verschwendung des knappen Rohstoffes verstehen sie als Rebellion; ihre Körper werden durch die Anreicherung des Rohstoffes selbst immer mehr zu Öl.

Return to Sender I

Das Filmprogramm Return to Sender definiert das Feld der Logistik als globale Bewegung, Zirkulation und Transit. Mit dem Fokus auf die jeweiligen Mittel und Voraussetzungen der Zirkulation als Notwendigkeit der Profitgenerierung und Machtausübung besteht die Grundannahme darin, dass Zirkulation keine generische, neutrale Dynamik, sondern Kräftespiel konkreter Akteurinnen und Akteure ist. Wer profitiert von den Lieferketten, die Arbeit, Güter, Infrastruktur miteinander zu (asymmetrischen) Abhängigkeiten verbinden? Wem ist welche Rolle in der Lieferkette zugeschrieben?

Well Done

Die Welt, die Well Done abbildet, gleicht einer futuristischen Maschine: das Innere eines der größten Schweizer Dienstleistungsbetriebe, in dem der tägliche Geldverkehr des Landes in Form endloser Datenströme verwaltet wird. Aus der Masse der Angestellten tauchen einzelne Figuren auf: die Goldcard-Sachbearbeiterin, der Product Manager, der PC-Supporter, die Key Account Managerin, die Abteilungsleiterin, der Direktor. Kamera und Mikro registrieren ihre Gesten, Blicke und Sprechweisen, deren serielle Montage die Büroabläufe in kleinste Einheiten zerlegt.

Sieben Briefe pro Sekunde

Steigende Briefzahlen, Mangel an Arbeitskräften. „Hier können nur noch Maschinen helfen, um die Briefflut zu bewältigen“, heißt es in Sieben Briefe pro Sekunde, einem Film des Nachrichtentechnikunternehmens Telefunken, das im Auftrag der Deutschen Bundespost automatische Briefsortieranlagen entwickelt.

Rangierer

Der vom DEFA-Studio für Dokumentarfilme produzierte Film zeigt in großartigen Schwarzweißbildern den Arbeitsalltag von Rangierern des Güterbahnhofes Dresden-Friedrichstadt. Die Eisenbahner des Kollektivs Ablaufberg rangieren, bremsen, entkoppeln, koppeln – in einer Schicht etwa 1.600 Waggons. Harte Arbeit, im Schneetreiben, im Dämmerlicht, verschwindend im Nebel. Geräusche erfüllen die Luft: Hämmern, die Schritte der Arbeiter auf Kies, Pfiffe, Rangierlärm. Kein Kommentar, keine Gespräche. Es gibt nichts zu sagen. Vor laufender Kamera hätten die Männer ohnehin nicht frei reden können.

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